
Infobroker
Lust und Frust liegen bei der Recherche nach Informationen nah beieinander: Allzu leicht verirren sich ungeübte Online-Surfer auf hoher See und finden im Datenozean die gesuchte Information nicht. Anderen fehlt ganz einfach die Zeit oder das Know-how, um sicher im Online-Dickicht zu navigieren.
Der Information Broker (auch Infobroker genannt) schlägt hieraus Kapital und recherchiert im Kundenauftrag nahezu auf allen Fachgebieten in den unterschiedlichsten Quellen.
Die Reaktionszeiten sind erstaunlich: Informationen zu Firmen, Produkten und Märkten können bereits innerhalb weniger Stunden den Schreibtisch des Auftraggebers erreichen – Presse- und Literaturauswertungen, aber auch Marken- und Patentrecherchen landen innerhalb weniger Tage im E-Mail-Briefkasten oder im Faxkorb.
Der Infobroker recherchiert im Kundenauftrag nahezu auf allen Fachgebieten in den unterschiedlichsten Quellen.
Vorwiegend kleine und mittelständische Unternehmen aber auch Existenzgründer, Wissenschaftler und Hobbyisten nutzen nach Informationen der Deutschen Gesellschaft für Informationswissenschaft und Informationspraxis (DGI) die Recherchedienstleistungen der rund 100–200 selbständigen Informationsvermittler in Deutschland.
Wichtigstes Arbeitsinstrument der Profi-Rechercheure sind dabei Online-Datenbanken, in denen Fachinstitute und Datenbankanbieter exklusives Wissen der Welt in strukturierter Form fortlaufend speichern und gegen Nutzungsgebühr zur Verfügung stellen. Über kommerzielle Datenbank-Hosts (zum Beispiel GBI oder Genios) sind ein Großteil der weltweit etwa 10 000 Datenbanken rund um die Uhr unter einer einheitlichen Abfragesprache (auch Retrieval-Sprache) online erreichbar.
Der sichere Umgang mit Datennetzen und ausgeprägte Kenntnisse in den Retrievalmethoden gehören daher zum technischen Rüstzeug eines Infobrokers. Darüber hinaus hält er sich ständig über neue Informationsquellen auf dem laufenden, bildet sich in Recherche-Seminaren weiter und kennt die wichtigsten Datenpools seiner Fachgebiete. Nicht umsonst kommen viele Infobroker aus wirtschafts- und ingenieurswissenschaftlichen Akademiker-Laufbahnen oder aus dem Bibliotheks- und Dokumentationswesen.
Den eigentlichen »Mehrwert« (…) schafft der Infobroker (…) dann, wenn es ihm gelingt, die gesammelten Informationen bündig und den Kern der Fragestellung treffend aufzubereiten. Nichts wäre schlimmer, als nur einen Datenwald vorzulegen.
In der Wahl der Informationsquellen ist der Datenprofi im Idealfall nicht nur auf Online-Datenbanken fixiert. Seine »detektivische Nase« und ein gewisses Maß an Intuition kann ihn auch zu unveröffentlichten Expertenwissen führen, welches nur in Köpfen von Fachleuten schlummert. Vor-Ort-Recherchen in Spezialarchiven oder Dokumentationsstellen machen einen Infobroker vollends zum »Wissensdetektiv«.
Den eigentlichen »Mehrwert«, wofür der Kunde letztendlich zahlt, schafft der Infobroker allerdings nur dann, wenn es ihm gelingt, die gesammelten Informationen bündig und den Kern der Fragestellung treffend aufzubereiten. Nichts wäre schlimmer, als nur einen Datenwald vorzulegen, in denen der Auftraggeber die Bäume nicht mehr sieht.
Trotz aller Marktchancen leidet die Branche, die sich alljährlich anlässlich der Infobase in Frankfurt/M. (18.05.–20.05.1999) trifft, noch unter Berührungsängsten und dem stark ausgeprägten konventionellen Informationsverhalten vornehmlich der kleinen und mittelständischen Unternehmen – der erklärten Zielgruppe der Dienstleister.
Der sichere Umgang mit Datennetzen und ausgeprägte Kenntnisse in den Retrievalmethoden gehören (…) zum technischen Rüstzeug eines Infobrokers, er (…) hält sich ständig über neue Informationsquellen auf dem laufenden, bildet sich in Recherche-Seminaren weiter und kennt die wichtigsten Datenpools.
Anders als vor einigen Jahren, als das Berufsbild des Infobrokers in der Presse als zukunftsträchtiger Online-Job hochgepriesen wurde und auch unseriöse Anbieter anlockte, hat sich der Markt in der Zwischenzeit selbst wieder gereinigt. Die Gefahr, an Abzocker oder Scharlatane zu geraten, fällt heutzutage wesentlich geringer aus. Trotzdem: Die erste Tuchfühlung mit den zumeist in 1–4 Mann-Büros arbeitenden Brokerfirmen sollte in ruhigen Bahnen verlaufen.
Schon die Sichtung der im Yahoo-Katalog aufgelisteten Web-Seiten verschiedener Infobroker zeigt, dass das Dienstleistungsspektrum wie in vielen freien Berufen recht vielfältige Formen annehmen kann. Nicht alle können allein vom Information Broking leben. Es lohnt sich daher, zunächst über die Deutsche Gesellschaft für Informationswissenschaft und Informationspraxis (DGI) weiterführende Informationen und Kontaktmöglichkeiten einzuholen.
Während für Einzelauskünfte wie Firmenprofile oder Handelsregister-Auszüge zumeist vergleichbare Festpreise angeboten werden, variieren die Honorarsätze bei Auftragsrecherchen zwischen 50–125 Euro pro Stunde. Besonders bei komplexen Anfragen empfiehlt es sich daher, über ein persönliches Gespräch mit dem Broker beispielsweise Fachkenntnisse, Quellen, Referenzen und Beginn der Geschäftsaktivitäten zu erfragen und um Kostenvoranschläge zu bitten.
Auch die Bewertung der rein menschlichen Komponente (Versteht er mich?) sollte in die Entscheidung für oder gegen einen Infobroker mit einfließen. Da sich die meisten Infobroker traditionell vom Stammkunden-Geschäft ernähren, sollten diese Erfahrungen zum Aufbau einer dauerhaften Beziehung genutzt werden.
- © Akademie.de (1998)
- Quelle: http://www.tipps-tricks.de/
- Artikel aufgrund eines Lizenzvertrages mit akademie.de / HRP veröffentlicht.
- Foto: kropekk_pl, Pixabay